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Der Abisko Nationalpark ist einer der bekanntesten schwedischen Nationalparks und liegt im hohen Norden Lapplands. Das breite Tal mit seinem Flussdelta gehört zu den schönsten Fjäll- und Gebirgslandschaften. Gerade im Herbst entfaltet die Natur an den Berghängen ein wahres Farbfeuerwerk.

Goldener Abiskojåkka

Als ich am Nachmittag am Naturum des Abisko ankomme, ist es trüb bis regnerisch und ich weiß nicht so recht wie ich den Tag nutzen soll. Das Dilemma der Tourenplanung und warum ich am nächsten Tag erst in den Vadvetjåkka Nationalpark aufbrechen wollte, habe ich ja bereits in meinem letzten Blogbeitrag beschrieben. Das Naturum hat geschlossen. Das Wetter ist zwar nicht besonders einladend, aber ich will die Zeit auch nicht ungenutzt verstreichen lassen. Tatsächlich verschwindet das Einheitsgrau und der Himmel bekommt etwas Zeichnung. Etwas lustlos mache ich mich auf den Weg in die Schlucht, durch die sich der Abiskojåkka in den See Torneträsk ergießt. Die Krone, das Sinnbild der schwedischen Nationalparks, ist hier aufgestellt. Sie wirkt unpassend in der Landschaft. Zum ersten Mal störe ich mich wirklich daran. Aber ganz bestimmt liegt das an meiner Grundstimmung, die sich mit dem Wetter eingestellt hat.

Die Felsen im klaren Wasser schimmern golden. Immer wieder laufe ich auf die Felsvorsprünge und schaue staunend auf den reißenden Strom unter mir. Meine Stimmung hellt sich bereits wieder merklich auf.

Eine verpasste Chance

Langsam keimt in mir sogar die Hoffnung, dass es am Abend doch noch kurz aufreißen könnte. Darum machen ich mich auf zur Seilbahnstation, die zur Aurora Sky Station hinaufführt. Abisko gehört zu den niederschlagärmsten Gebieten in Schweden und so ist es kein Zufall, dass die Beobachtungsstation, die den Namen der Polarlichter (wissenschaftlich: Aurora Borealis) trägt, ausgerechnet hier steht. Polarlichter sind zu dieser Jahreszeit nicht zu erwarten, aber von dort oben soll man einen tollen Blick über den Nationalpark haben. Ich komme zu spät. Die letzte Fahrt war gerade vor ein paar Minuten. So ein Pech! Oder sollte ich lieber sagen: So viel Dummheit, meine Hausaufgaben nicht gemacht zu haben?

Berglauf

Ausblick in den Abisko Nationalpark mit herbstlich verfärbter Fjälllandschaft im Vordergrund und tiefhängenden dramatischen Wolken
Die Sonne kämpft, leider vergebens …

Ich studiere die Karte und hoffe, über den Wanderweg noch rechtzeitig nach oben zu kommen. Nur die Kamera und einen Ersatzakku nehme ich mit, damit ich schneller bin. Ich wechsle ständig zwischen schnellem Gehen und Laufen, obwohl es steil bergan geht. Ein paar Bilder schieße ich aus der Hüfte, die Zeit wird knapp. Auf halber Höhe habe ich endlich einen guten Aussichtspunkt mit einem schönen Vordergrund gefunden. Das Fjäll färbt sich hier bereits herbstlich. Die Sonne liegt nicht nur hinter dichten Wolken, sondern auch irgendwo hinter dem Berg. Ich kann also nicht abschätzen, ob sie noch einmal heraus kommt und die Szenerie in ein tolles Licht taucht. Ich warte also bis Sonnenuntergang. Vergeblich! Dennoch hat sich die Tour für den Ausblick gelohnt. Zurück am Auto suche ich mir ein Plätzchen für die Nacht einige Kilometer abseits des Parks. Am nächsten Morgen geht es dann erst einmal zum Vadvetjåkka.

Naturum Abisko Nationalpark

Zwei Tage später bin ich zurück und besuche nun endlich das Naturum in Abisko. Vorgestern hatte es ja geschlossen aber heute ist es zum Glück wieder offen. Nicht nur die völlig unterschiedliche Zugänglichkeit der beiden nördlichsten Parks, sondern auch die Ausstellung im Naturum verdeutlichen, dass der Vadvetjåkka gegenüber dem Abisko Nationalpark ein Schattendasein fristet.

Hier im Abisko herrscht vergleichsweise viel Trubel. Der Kungsleden, Schwedens bekanntester Fernwanderweg startet hier, das Tal liegt gleich an der Europastraße E10 und überall hängen die Plakate der Anbieter für Touren, Abenteuerexkursionen und Hubschrauberrundflüge. Ich lasse mir Tourentipps geben, von wo aus ich den besten Blick über das Tal des Nationalparks habe. Den Berg mit der Seilbahn kenne ich ja schon.

Ein rekonstruiertes Samenlager

3 rekonstruierte Samengebäude in einem Freilichtmuseum im Abisko Nationalpark. 2 Gebäude stehen auf Pfählen mit Leitern zum Eingang.
Vom STF rekonstruiertes Samenlager

Leider hat mich das schlechte Wetter nun endgültig erwischt, auf das ich als Fotograf gerne verzichten würde. Und die Aussichten bleiben trüb. Nicht, dass es dauerhaft regnen soll, aber es ist kein Sonnenschein mehr für die nächsten Tage in Aussicht. Während ich es im Vadvetjåkka gestern noch so timen konnte, dass ich die zwei Sonnenstunden optimal für Fotos nutzen konnte, muss ich hier kapitulieren. Ich besuche das rekonstruierte Samenlager, das nur 300 Meter vom Bahnhof entfernt ist und das der STF (Schwedischer Wanderverein) möglichst orginalgetreu aufgebaut hat.

Durch Abiskos Wildnis

Weiter geht es ein Stück den Weg Richtung Paddus, bevor ich mich abseits des Weges quer durch die Wildnis zu einer Anhöhe durchschlage. Das ist nicht sonderlich schwer und ich nutze die Zeit, um reichlich Blaubeeren zu sammeln. Die letzten Meter zum Gipfel bestehen aus ungefährlicher Kletterei und ein grandioser Ausblick belohnt mich für die Mühe. Ein paar Stunden verbringe ich dort oben. Immer wieder schieße ich Bilder, weil ich glaube, dass das Licht noch eine Nuance besser ist. Es ist schon ein wenig Pech, dass ich ausgerechnet im Abisko Nationalpark, der mit zu den beeindruckensten Fjälllandschaften gehört, kein gutes Licht habe. Dennoch bin ich zufrieden, als ich mich auf den Rückweg zum Auto mache und bin bereits am Überlegen, wie ich die organisatorischen und logistischen Herausforderungen meistern werde, die mich in den nächsten Parks erwarten …

Ausblick von einer Anhöhe über den Abisko Nationalpark mit seinen Birkenwäldern und dem See Torneträsk im Hintergrund
Der Aufstieg hat sich gelohnt

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