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Der Vadvetjåkka Nationalpark ist der nördlichste schwedische Nationalpark und macht es dem Besucher nicht leicht, seine grandiose Landschaft und tiefen Höhlen zu erkunden. Die Meisten begnügen sich mit einer Wanderung an die Parkgrenze und lassen sich von der Aussicht auf das Flussdelta und die Berge verzaubern.

Naturum Vadvetjåkka Nationalpark

Nachdem im Haparanda Skärgård die Saison ja schon beendet war, frage ich mich, was für Bedingungen ich hier vorfinden werde. Werde ich den ersten Schnee erleben? Auf jeden Fall ist es ziemlich ungemütlich, als ich das Naturum in Abisko erreiche. Die beiden Nationalparks Abisko und Vadvetjåkka teilen sich das Naturum. Es hat eigentlich jeden Tag offen, nur heute nicht. Mein Schwedisch ist zu schlecht, um den Grund zu verstehen aber es hilft eh nichts.

Im Naturum des Abisko und Vadvetjåkka Nationalpark befindet sich eine kleine Bibliothek
Leider erst nach der Tour offen: Das Naturum

Die obligatorischen Parkflyer bekomme ich auch so. Ich versuche mein Glück nebenan in der Abisko Turiststation, einem Hotelkomplex für alle diejenigen, die vor dem Kungsleden oder danach den Luxus genießen wollen. Hier kann man auch jede Menge geführte Touren buchen, in einem Outdoorladen fehlendes Equipment ergänzen und natürlich den aktuellen Wetterbericht studieren. An der Rezeption hat sich eine Warteschlange gebildet und ich verzichte darauf, nach weiteren Informationen zu fragen.

Tourenplanung

Der Wetterbericht sieht nicht gut aus für das, was ich vorhabe. Morgen durchwachsen, keine Sonne und Übermorgen nur frühmorgens ganz kurz die Sonne. Dann soll schon wieder Regen aufkommen und das trübe Wetter einige Tage anhalten. Schnee ist möglich in den Bergen…

Bisher habe ich mich noch nicht entschieden, ob zuerst Vadvetjåkka oder Abisko. Aber tendenziell bin ich im Vadvetjåkka auf besseres Wetter angewiesen, allein schon, weil er nur über eine elf Kilometer lange Wanderung erreichbar ist. Ich will also morgen dort hin wandern und die kurzen Sonnenmomente am nächsten Morgen nutzen, wenn sich die Wetterprognosen wie erhofft erfüllen.

Suche nach dem Wegbeginn

Am nächsten Tag habe ich es nicht sonderlich eilig. Die morgendlichen Schauer lasse ich vorübergehen. Überhaupt ist es sehr ungemütlich. Dann mache ich mich auf die Suche nach dem Beginn des Wanderwegs. Ich kann den Traileinstieg jedoch nicht finden, sehe nur einige rote Kreuze die in die Wildnis führen. Sollte hier der Weg los gehen? Die roten Kreuze stehen immer an den Winterwanderwegen. Also fahre ich wieder zurück. Diesmal halte ich an einem anderen kleinen Parkplatz direkt an einem verrosteten Behälter. Ein Wassertank vermute ich.

Vadvetjåkka – der wilde Nationalpark

Der Parkplatz am Beginn des Wanderwegs in den Vadvetjåkka Nationalpark
Der Parkplatz am Beginn des Weges

Tatsächlich beginnt hier der Wanderweg, der bis an die Parkgrenze führt. Eine Brücke führt noch in den Nationalpark hinein, dann ist Schluss mit jeder Infrastruktur. Keine Hütten, keine Brücken, keine Wege, schon gar keine Wegweiser. Wer in den Park hinein will, der sollte Erfahrung in der Wildnis haben und dem Abenteuer gewachsen sein! Und nur die wenigsten werden in der Lage sein, die Höhlen, die sich im hinteren Teil des Parks befinden zu erkunden. Aber auch von der Grenze kann man den Nationalpark überblicken und hat eine der schönsten Aussichten des hohen Nordens.

Informationsaustausch mit Gleichgesinnten

Am Parkplatz treffe ich ein älteres schwedisches Paar, dass von der Wanderung zurück kommt. Mit ihnen tausche ich mich lebhaft aus. Überrascht stellen wir fest, dass wir gemeinsam das Projekt verfolgen, alle schwedischen Nationalparks zu besuchen. Sie wollen darüber kein Buch schreiben und lassen sich deswegen für ihr Vorhaben mehrere Jahre Zeit. Wir haben uns einen Menge zu erzählen. Ich frage noch, ob es eine gute Idee wäre, den Weg zum Nationalpark mit dem Rad zu bewältigen. Sie können sich das nicht vorstellen und raten ab. Ausgerechnet in diesem Augenblick laden ein paar Schweden ihre Mountainbikes mit speziellen breiten Reifen, sogenannte Fat-Bikes ab und machen sich auf den Weg. Kurz überlege ich noch, bleibe dann aber dabei, das Rad im Auto zu lassen. Das wird sich als gute Entscheidung erweisen!

Wanderung zum Park

Ich mache mich auf den Weg, es ist schon sehr spät, fast zu spät. Zudem halte ich immer wieder an, weil mich der Weg einfach begeistert. Birkenwäldchen und Fjäll, die Landschaft ist wunderschön und abwechslungsreich. Der Herbst zeigt die ersten dezenten Farben. Nach einigen Kilometern komme ich an eine Hütte. Sie ist geschlossen aber davor sitzen die Biker. Ein kurzer Austausch. Lange sind sie noch nicht da, obwohl ich später los bin und ständig Fotopausen gemacht habe.

Eine alte rostige Hängebrücke führt über den Fluss in den Vadvetjåkka Nationalpark
Nach der Brücke nur noch Wildnis und Abenteuer

Ich verschiebe meine Rast, so langsam drängt die Zeit. Die Drei mit ihren Fat-Bikes ziehen schwer keuchend an mir vorbei. Kurz darauf müssen sie jedoch schon wieder eine Pause einlegen. Weit sind sie nicht mehr gekommen, kann ich am nächsten Tag an den Reifenspuren erkennen. Mit dem Rad ist hier weder Zeit noch Kraft zu sparen.

Im Vadvetjåkka Nationalpark

Gegen späten Nachmittag erreiche ich die Brücke, die in den Nationalpark führt. Die letzten Kilometer des Wanderweges erwiesen sich schon als etwas schwieriger. Als ich die Pfosten erreiche, die den Beginn des Nationalparks markieren, kämpfe ich mich noch eine Weile durchs Gebüsch und an einem Arm des Flussdeltas entlang. Viel Sinn macht das so nicht. Will man in den Park, sollte man schauen, dass man den Fluss überquert und hoch ins Fjäll kommt. Aber vor allem wird mir klar, dass ich hier nirgends so schnell eine Aussicht auf den Park erreichen werde.

Ich drehe um, überquere wieder die Brücke und suche mir nun meinen Weg durchs Gelände knapp außerhalb der Parkgrenze. Hier hoffe ich auf eine bessere Aussicht und eine gute Möglichkeit zum Zelten. Zunächst muss ich aber durch einige moorige Abschnitte. Ich komme gut durch und finde zu meiner Freude massenhaft Moltebeeren, die ich mir schmecken lasse. Auf der Wanderung hierher hatte ich schon ein paar vereinzelte gefunden, hier könnte ich sie jedoch Körbeweise pflücken.

Suche nach einem Aussichtspunkt

Dennoch bin ich ganz froh, als ich oben ins offene Fjäll gelange. Die Fortbewegung ist nun deutlich einfacher und mir eröffnet sich ein fantastischer Blick in den Vadvetjåkka Nationalpark. Nur das Licht macht heute nicht mehr mit, aber das soll ja am nächsten Morgen kommen. Für das Zelt finde ich schnell einen geeigneten Platz direkt an der Parkgrenze. Wegen der nun in der Dämmerung aufkommenden Moskitos schlupfe ich schnell hinein. Das schwedische Paar hatte mich noch vor den Plagegeistern gewarnt und doch habe ich das Mittel im Auto vergessen. Aber es ist ja Anfang September hier im Norden auch nicht normal, dass sie noch in so großer Zahl vorhanden sind.

Die Nacht bleibt ruhig, ich ärgere mich nur, mir von unten nicht ausreichend Wasser zum Trinken mitgenommen zu haben.

Morgensonne im Nationalpark

Kaum wird es draußen hell, luke ich zum Zelt heraus. Sofort wird mir klar, dass ich einen unglaublichen Morgen erleben werde. Schnell bin ich auf den Füßen und habe die Kamera startklar. Ich drücke ein ums andere Mal auf den Auslöser. Aber solche Momente lassen sich nicht in Bilder fassen, man muss sie erleben! Langsam lichtet sich der Nebel über dem Flussdelta und die Sonne taucht die Szene in ein wunderbares Morgenlicht.

Ein kleines Zelt steht im Fjäll auf einer Kuppe mit wunderbarem Blick in den Vadvetjåkka Nationalpark. Im Flussdelta lösen sich die letzten Nebelschwaden auf.
Zelten vor einer Traumkulisse

Lange bleibt die Sonne nicht. Wie angekündigt, ziehen schon bald wieder Wolken auf. Den Vormittag soll es noch trocken bleiben, ich habe keine all zu große Eile. Gestern habe ich mich nur kurz durch die weglose Wildnis des Nationalparks geschlagen. Ein bisschen möchte ich das „Abenteuer“ doch noch erleben. Also suche ich mir heute einen anderen Weg über das offene Fjäll zurück.

Wildnis auf der Fjällwanderung

Es macht Spaß, das Gelände zu „lesen“ und den Untergrund nach der Vegetation zu beurteilen. So ganz ohne Eile funktioniert das auch recht gut. Oft ist es sogar einfacher, als auf dem verblockten Wanderweg. Auch die lästigen moorigen Abschnitte lassen sich so vermeiden, die ich gestern durchqueren musste, als ich dem offiziellen Weg gefolgt bin. Nach einigen Kilometern kehre ich dann aber doch auf ihn zurück und folge diesem dann wieder zum Auto. Noch einmal genieße ich das herrliche Fjäll und die Ausblicke auf die Berge ringsum. Der Vadvetjåkka Nationalpark hat mich begeistert und ich hoffe, dass ich die Zeit finde, einmal weiter in ihn einzudringen, als dieses Mal!

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