Meine erste Reise neigt sich nun dem Ende zu. Ein letzter Park, der Söderåsen Nationalpark steht auf dem Programm. So oft nun wurde ich von den kleinen, stadtnahen Parks überrascht. Die Bilder, die ich vorher gesehen hatte, haben mich nicht unbedingt in Ekstase versetzt. Sollte ich auch diesmal meine Meinung ändern? – Ja! Und das liegt nicht nur an der Natur, sondern auch an dem, was die Schweden daraus machen und wie sie damit umgehen!
Beliebter Nationalpark Söderåsen
Wie beliebt ein Nationalpark ist, sieht man oft schon an den dazugehörigen Parkplätzen. Als ich den Söderåsen erreiche, ist mir klar: Dieser Park ist beliebt. Das mag natürlich auch daran liegen, dass die Gegend dicht besiedelt ist. Helsingborg liegt auch nur 45 Kilometer entfernt. Ich erreiche den Park am frühen Abend und jetzt ist es natürlich ruhig hier. Das Naturum hat geschlossen, die Grillplätze liegen verlassen. Wegen akuter Waldbrandgefahr dürfen sie gerade sowieso nicht benutzt werden. Ob das morgen an Midsommar so eingehalten wird, frage ich mich. Midsommar ist hier wie 1. Mai bei uns. Da ist alles unterwegs und man trifft sich zum Grillen.
Die Nacht ist noch ruhig. Die Ruhe vor dem Sturm, bin ich überzeugt. Und am Morgen geht es dann richtig los. Der Parkplatz füllt sich und ich mache mich auf den Weg. Wegen Midsommar bleibt das Naturum heute geschlossen. Ich werde es mir morgen früh anschauen, bevor ich die Heimreise antrete.
Wandern mit Ausblicken
Der Söderåsen Nationalpark besteht aus einem tiefen Tal oder kann man das schon als Schlucht bezeichnen. Eher nicht. Für schwedische Verhältnisse mag das sehr spektakulär erscheinen, für jemand, der die Alpen kennt oder die Schluchten Südfrankreichs, ist es das nicht. Aber die Landschaft hat dennoch ihre Reize. Durch schöne alte Buchenwälder erklimme ich ein erstes Mal die Talkante. Immer wieder eröffnen sich beim Wandern Blicke vom Rand auf das Tal mit seinen Geröllfeldern.
Nach ein paar Kilometern folgt der Abstieg. Der Wald wird dichter während ich an einem kleinen Bach entlang laufe. Die dunklen Felsen betonen das frische Grün der Farne. Schmetterlinge und Libellen fliegen umher, die Vögel zwitschern. Das alles trotz relativ vieler Besucher. Aber es hält sich doch noch erstaunlich in Grenzen. Kein Vergleich zu den Menschenmengen, die man bei uns am 1. Mai erlebt und vor allem kein Gegröle besoffener Menschen.
Die Schweden lieben ihre Nationalparks
Wieder steige ich zur Kante hinauf. Nun auf der anderen Seite. Vorbei an einem idyllischen Platz, an dem sich schon Familien für die Nacht in den Windschutzhütten einrichten. Man hält sich an das Feuerverbot an den bereitgestellten Grillplätzen. Daneben stehen auf der offiziellen Zeltwiese bereits die ersten Zelte. Es ist alles harmonisch, die Schweden lieben ihre Nationalparks und sind gerne in der Natur.
Ich laufe nun zurück zum Parkeingang. Ein letzter Abstieg zurück in den Trubel. Aber nicht unangenehm, nicht laut, nicht ausschweifend. Alles ist friedlich, keine laute Musik, kein Geschrei. Kinder spielen auf den Wiesen, die Menschen verzehren ihre mitgebrachten Speisen. Nur an einer Stelle brennt dann doch ein kleines Feuer. Ich bin wirklich positiv überrascht.
Grillexperimente am Kocher
Am Parkplatz mache ich mir etwas zu essen. Auch ich will mich natürlich an das Feuerverbot halten. Aber zum Abschluss meiner Reise und zur Feier des Tages grille ich mir über meinem Benzin-Kocher meine letzten zwei Würstchen, die die knapp 3 Wochen unten in der Kühlbox überlebt haben. Das Experiment glückt erstaunlich gut. Ich bin wirklich zufrieden mit dem Tag und sowohl der Park, als auch die Besucher haben meine Erwartungen übertroffen.
Am frühen Abend leeren sich bereits die Plätze. Vielleicht feiert man daheim weiter? Gegen elf Uhr bin ich jedenfalls wieder fast alleine. Nur zwei Deutsche stehen noch mit ihren Bussen auf dem ansonsten verlassenen Parkplatz.
Abschied vom Söderåsen und den Nationalparks
Am frühen Morgen fahre ich auf der kleinen Straße, die direkt über den Parkplatz erreichbar ist noch einmal hoch zur Kante des Tales. Ich hatte auf besseres Licht als gestern gehofft, werde aber enttäuscht. Es hat zugezogen. Dafür genieße ich die Stille des Morgens im Söderåsen Nationalpark. Es packt mich ein bisschen die Wehmut. Meine letzten Stunden in einem schwedischen Nationalpark für einige Wochen. Um zehn Uhr bin ich am Naturum. Es macht auf und ich schaue mir die Ausstellung an. Dann heißt es wirklich Abschied nehmen. In eine paar Stunden werde ich zurück in Deutschland sein. Aber die nächste Reise zu den verbliebenen Nationalparks ist schon fest geplant…