Schwedens erster und einziger Meeresnationalpark beherbergt auch Schwedens einziges Korallenriff. Auch wenn dieses den meisten Besuchern durch die Tiefe in der es liegt verborgen bleiben dürfte, überzeugt der Kosterhavet Nationalpark mit einzigartigen landschaftlichen Eindrücken und vielseitiger Flora und Fauna.
Koster Inseln im Kosterhavet Nationalpark
Die beiden Inseln Nord- und Südkoster sind nicht nur namensgebend für den Kosterhavet Nationalpark, sie liegen größtenteils nicht einmal im Nationalpark. Dennoch sind sie der beste Ort, um den Nationalpark zu erkunden, den dieser liegt rund um die beiden Hauptinseln und erstreckt sich über einen langgezogenen Schärengürtel.
Für mich ist klar, dass ich nur so den Nationalpark erkunden kann und die erste Anlaufstelle, um sich über Schiffsverbindungen und die Möglichkeiten vor Ort zu informieren ist Strömstad.
Kulturschock Strömstad
Mir versetzt der Ort nach zweieinhalb Wochen in den Nationalparks einen Schock. Nicht, dass mir der Hafen mit seinen Kneipen und Restaurants nicht gefallen würde. Es ist mehr das Ambiente drum herum. Einen Parkplatz finden. Überall ist es verboten sich für eine Nacht hinzustellen, stattdessen teure 4 und 5 Sterne Campingplätze, auf denen ich nicht einmal stehen wollte, wenn man mir viel Geld dafür bieten würde. An der Ausfallstraße ein Disneylandverschnitt…
Bis ich meine Informationen habe, wo die Ausflugsschiffe wann abfahren, hätte ich wahrscheinlich schon ein paar Mal die Flucht ergriffen und wäre zum nächsten Park gefahren, wollte ich nicht ein Buch über alle Nationalparks in Schweden schreiben. Endlich habe ich die Infos und für heute gilt es nur noch einen Platz für die Nacht zu finden. Die oben erwähnten Campingplätze schließe ich kategorisch aus. Vorher lasse ich mir etwas Dummes einfallen und verbringe die Nacht in einer Polizeizelle! Drei Stunden und etliche Halbinseln später habe ich endlich einen Platz gefunden, der die nächsten Tage mein „Basislager“ wird.
Warten auf besseres Wetter
Denn noch ist das Wetter das gleiche, bei dem ich den Tresticklan Nationalpark verlassen habe. Morgen ist nicht an eine Überfahrt zu denken. Zeit den Nationalpark am Festland zu erkunden und zu schauen, ob ich nicht doch mit dem Kajak übersetzen kann. Eigentlich hatte ich das fest geplant aber das Abenteuer im Djurö Nationalpark steckt mir immer noch tief in den Knochen. Emotional und körperlich fühle ich mich gegen Ende meiner 3 Wochen in den Nationalparks erschöpft. 15 bis 16 Stunden jeden Tag haben ihre Spuren hinterlassen.
Maritimes Institut Uni Göteborg
So lasse ich den nächsten Tag ruhig angehen. Mein erster Besuch gilt dem Maritimen Institut der Universität Göteborg auf der Insel Tjärnö. Die Brücke dorthin gewährt einen tollen Blick. Leider ist das Institut für Besucher wegen Corona geschlossen. Ich hätte es wirklich gerne besucht. Sie sollen ein interessantes Aquarium haben und informieren über die neuesten Forschungen an Schwedens einzigem Korallenriff. Nun untersucht man Möglichkeiten, nicht nur das vorhandene Riff zu erhalten, sondern Voraussetzungen zu schaffen, dass die Korallen sich auch wieder an anderen Stellen ansiedeln können.
Ich fahre die Straße weiter bis Saltö. Hier befindet sich einer der offiziellen Parkeingänge. Nicht mehr als ein paar Informationstafeln, ein Parkplatz (auf dem man nicht übernachten darf) und in kurzer Entfernung einer der Schnorchelpfade, auf denen man die Unterwasserwelt angeleitet erkunden kann. 16° Wassertemperatur und jede Menge Quallen überzeugen mich, die Schnorchelausrüstung im Auto zu lassen. Stattdessen beschließe ich, der Straße noch bis zum Ende zu folgen. Hier wäre ein geeigneter Einsatzort fürs Kajak.
Wandern in Kockholmen
Als nächstes fahre ich auf die Insel Rossö. An der Landspitze liegt Kockholmen. Eine kurze Wanderung hoch zur Aussicht lohnt die Mühe. Von hier habe ich einen tollen Blick auf die einzigartige Inselwelt des Nationalparks Kosterhavet. Ich nutze die Zeit, um noch ein paar Wildbienen am Strand zu fotografieren und fahre zurück in mein „Basislager“.
Mal wieder kochen und eine warme Mahlzeit genießen. Schlafen und hoffen auf einigermaßen Wetter morgen. Die Prognosen schwanken…
Früh am morgen wache ich auf aber der Körper hat nach den Anstrengungen der letzten Wochen und der Ruhe gestern komplett runter gefahren. Es kostet mich unendliche Mühen aufzustehen und an die Einsatzstelle für das Kajak zu fahren. Ich stehe da, unentschlossen, kaputt. Schließlich steige ich wieder ins Auto und fahre nach Strömstad. Ich akzeptiere meine Müdigkeit, meine Erschöpfung. Ich werde aufs Schiff steigen. Und dennoch komme ich mir wie ein Versager vor.
Südkoster
Im Hafen warte ich mit einer ganzen Reihe von Ausflüglern auf die Überfahrt aber endlich geht es los. Ich wähle den letzten Stopp für den Ausstieg in Kilesand. Für die Südinsel habe ich mich entschieden, weil ich auf jeden Fall ins Naturum will. Für beide Inseln reicht die Zeit leider nicht. Der Nachteil an der Fahrt mit dem Ausflugsschiff ist die Tageszeit. Die Sonne steht hoch am Himmel. Es ist nicht nur sehr warm, das Licht ist auch schlecht zum Fotografieren. Aber hey, das Wetter ist gut und ich bin endlich auf Koster. Ich quere auf die Südwestweise und wandere langsam Richtung Norden. Nur einem Paar begegne ich. Wo sind all die Ausflügler? Mir soll es recht sein, so kann ich die die herrliche Landschaft in Ruhe genießen. Es gefällt mir so gut, dass ich mir im Hinterkopf behalte, eventuell gegen Abend noch einmal hier her zu kommen.
Wandern und Radfahren
Die Luft ist erfüllt von Libellen und Wildbienen. Ganze Vogelkolonien belagern das Ufer und vorbei an weidenden Schafen erreiche ich schließlich den kleinen Hafen Brevikshamn. Um auf dem kürzesten Weg den Aussichtsberg Valfjäll zu erreichen wende ich mich ins Landesinnere. Bevor ich gegenüber einer kleinen Kirche den Anstieg über steile Treppen in Angriff nehme, rette ich noch ein junge Ringelnatter von der Schotterstraße kurz bevor der Bagger kommt.
Typischen Autoverkehr gibt es hier auf der Insel nicht. Elektrodreiräder und ihre knatternden Verbrennerverwandten beherrschen das Bild neben den Fahrrädern, die man hier auch gut mieten kann. Oben am Valfjäll bietet sich mir eine grandiose Aussicht. Von hier überblicke ich den gesamten Nationalpark mit seinen Schären und natürlich die beiden Kosterinseln.
Naturum Nationalpark Kosterhavet
Aber nun ist es wirklich höchste Zeit, um zum Naturum aufzubrechen. Ich schlage ein hohes Tempo an und mir verbleibt noch eine Stunde Zeit für den Besuch. Ich fülle meine Wasserflasche auf und die Parkrangerin erweist sich als wirklich hilfsbereit. Sie gibt mir Informationen für mein Buch und dann führt sie mich ins große Kino. Die Sprache stellt sie für mich sogar auf Deutsch, zumal ich auch ganz alleine bin. Der Film auf Breitwand ist wirklich sehenswert. So tauche ich doch noch in Schwedens einziges Korallenriff ein. Wow!
Ich komme wieder!
Als ich mich schließlich verabschiede, empfängt mich wunderbar warmes Abendlicht. Fotozeit! Direkt hinter dem Naturum startet ein Weg, der durch die Felsen an der Küste gegen Süden führt. Ein Traum! Nach einer Brücke wähle ich dann tatsächlich den Weg rüber an die Westseite, um die schönen Wiesen erneut aufzusuchen. Hier bleibe ich bis zum Abend. Gerade noch genug Zeit, um das letzte Schiff von Kilesand zurück nach Strömstad zu erreichen. Ich habe den Tag wirklich genossen! Wenn ich wieder komme, will ich unbedingt auch noch Nordkoster erkunden und mit dem Kanu die Schären von Schwedens erstem Meeresnationalpark Kosterhavet…