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Dass die im Kalmarsund gelegene Insel Blå Jungfrun überhaupt noch existiert, ist vermutlich der Ausweisung als Nationalpark zu verdanken. Ein Beispiel wie wichtig solche Schutzgebiete sind und wie schutzlos selbst die schönsten Flecken Natur der zerstörerischen Ausbeutung durch den Menschen ohne diese Maßnahmen ausgeliefert sind.

Nationalpark Blå Jungfrun

Sagenumwoben und von Trollen bewohnt fürchteten sich die Menschen vor der Insel Blå Jungfrun. Aber alle Furcht half nichts, als man den Wert des dort vorhanden Granits erkannte und mit dem Abbau begann. Von 1904 bis 1925 wurde der Steinbruch betrieben. Mit neueren Methoden hätte sich der Abbau wohl deutlich beschleunigt. Durch eine Schenkung konnte Blå Jungfrun 1926 als Nationalpark ausgewiesen werden und diese einmalige Insel in ihrer Schönheit erhalten bleiben.

Unsichere Planung

Für mich begannen die Schwierigkeiten schon daheim. Ich wollte nicht nur einen Tagesausflug machen, sondern dort übernachten. Da es auf der Insel weder Hafen noch Anlegesteg gibt, gibt es keine Garantie, dass die Überfahrt stattfindet und die auf vier Personen beschränkten Übernachtungen können sowohl an einer ausgefallenen Hinfahrt, als auch an unsicheren Bedingungen für den nächsten Tag scheitern. Dann darf nämlich kein Besucher auf der Insel bleiben. Durch den ersten möglichen Termin musste ich meine Anreise noch einmal um fast eine Woche verschieben. Vor allem aber die koordinierten Planungen mit dem nächsten Park haben mir ein paar schlaflose Nächte bereitet.

Das Ausflugsschiff landet an der Felsküste des Bla Jungfrun Nationalpark an.
Über die Bugklappe gelangt man ans Ufer des Blå Jungfrun Nationalpark

Alles unsicher

Hoffnungsvoll stehe ich am morgen der gebuchten Überfahrt im Hafen von Oskarshamn am Kai. Am Abend war ich angekommen und hatte zunächst keinen Parkplatz gefunden, bei dem ich länger als acht Stunden stehen darf. Schließlich wurde ich jedoch im Industriegebiet des Hafens fündig und habe eine eher unruhige Nacht hinter mich gebracht. Die Unruhe kommt nun wieder hoch, denn es ist immer noch kein Personal des Ausflugsschiffes zu sehen. Eine deutsche Familie steht genauso verloren da und eine Schwedin kümmert sich nun per Handy um den Stand der Dinge.

Per SMS habe man uns informiert. Das bestätigen die Anderen auch. Nur dumm, dass man mir wohl die Nachricht nach Hause aufs Festnetz geschickt hat, weil die Nummer auf meiner Email angegeben ist, mit der ich die Tour gebucht habe. Um 12:15 Uhr will man es wieder versuchen, im Augenblick sei das Wetter zu schlecht. Hier im geschützten Hafen ist das schwer zu verstehen. Aber es geht wohl auch um den Regen, der die Felsen der Insel in Schmierseife verwandelt und einen Ausstieg unmöglich macht.

Gegen Mittag bin ich wieder da und die Fahrt kann stattfinden. Jedoch kann man mir immer noch nicht sagen, ob ich über Nacht bleiben darf. Das erfahre ich erst im Laufe des Tages. Wann genau bleibt unklar.

Gotland Schnellfähren

Auf der Überfahrt machen wir Bekanntschaft mit einer der Schnellfähren nach Gotland. Es war wohl die schlimmste von allen, erklärt mir später der Parkranger. Von den Wellen, die sie erzeugen, hatte ich gehört. Was wir hier erleben, habe ich dennoch nicht für möglich gehalten. Unser Kapitän drosselt die Maschinen und dann geht es auf und ab. Beim Eintauchen in das Wellental hat der Bug unseres kleinen Schiffes (dem ich am nächsten sitze) keinen Meter mehr über der Wasserlinie. Auf den Wellenbergen meine ich jedoch zu fliegen. Ob der Bug noch das Wasser berührt, vermag ich kaum zu sagen. Mit jeder Welle mache ich vorne am Bug sechs, eher acht Meter Hub. Hatte ich vorher noch überlegt, mit dem Kajak überzusetzen, bin ich nun froh über meine Entscheidung. Nicht nur wegen diesem Erlebnis, auch, weil die See hier draußen doch sehr rau ist. Jedes Jahr kommen wohl ein paar Kanuten auf die Insel (vermutlich aber von Öland her), es müssen aber auch jedes Jahr welche gerettet werden.

Gefahren auf Blå Jungfrun

Wir landen in der Bucht von Lervik. Über die Bugklappe gelangen wir auf die Felsen und werden von der Rangerfamilie empfangen. In zwei Gruppen geben sie Handlungsanweisungen für verschiedene Situationen in Schwedisch und Englisch. Der erwähnte Regen, der den Untergrund so rutschig macht und die Schnellfähren, die mit ihren Wellen wohl schon manchen Besucher ins Wasser gezogen haben sind die Hauptgefahren. Ich bekomme noch eine Sondereinweisung, weil ich übernachten will. Inzwischen habe ich auch die Genehmigung bekommen.

Beeindruckende Landschaft

Dann kann ich mich auf den Weg zu den Windschutzhütten machen, um meinen Rucksack zu erleichtern. Zunächst hält es mich aber in der Bucht von Lervik. Wohl hatte ich Bilder von der Insel gesehen aber keines konnte die Grandiosität einfangen, die ich hier sehe. Ich bin wirklich beeindruckt. Dann bin ich aber schnell bei den Unterständen. Eine schwedische Familie aus Kalmar ist schon dort und immer wieder begegnen wir uns und freuen uns gemeinsam über die schöne Zeit hier. Für sie ist es der zweite Versuch, hier zu übernachten.

Ein Steinlabyrinth auf der Insel Blå Jungfrun
Steinlabyrinth unbekannter Herkunft

Mit leichterem Gepäck starte ich zu meiner Rundtour über die Insel. Immer wieder kommt die Sonne kurz durch und beleuchtet die herrliche Szenerie. Ein alter Leuchtturm lenkt meinen Blick auf sich. An einem Strand liegen Kiesel. Das Meer hat die feinen Strukturen aus Granit und Sandstein zu wahren Kunstwerken geschliffen.

Steinbruch und Steinlabyrinth

Dann erreiche ich den ehemaligen Steinbruch. Es muss damals ein hartes Geschäft gewesen sein. Zum Glück ist die Zeit des Granitabbaus vorbei. Der Weg führt mich weiter zu dem berühmten Steinlabyrinth, über dessen Ursprung man nicht mehr weiß, als dass es schon da war, solange man denken kann. Der Weg zieht sich ins Landesinnere. Die Kyrkan (Kirche) ist eine der kleinen Grotten auf der Insel, die die Sagen um Trolle befeuert haben.

Ich nehme auch den kleinen Umweg zur Jungfrukammaren (Jungfrauenkammer). Der Weg dorthin ist beschwerlich und erfordert etwas Trittsicherheit. Der Zugang zur Kammer ist noch mühsamer. Ich schiebe die Kamera vor und krieche hinterher.

Fast wie künstlich geschaffen hat sich eine rechtwinklige Kammer in Granitfelsen des Blå Jungfrun Nationalpark gebildet.
Die Jungfrukammaren (Jungfraukammer)

Am Gipfel von Blå Jungfrun

Kurze Zeit später stehe ich am Gipfel. Von hier hat man wirklich einen atemberaubenden Blick. Aber gerade ziehen auch wieder dunkle Wolken auf und ich will möglichst vor dem Regen die Tour beenden. Deswegen halte ich mich nur kurz auf und drücke aufs Tempo. Mehr als ein paar Tropfen bekomme ich nicht mehr ab, als ich am Lager ankomme.

Die Nacht bleibt ruhig, es regnet mal eine Weile. Am Morgen schiebt sich aber wieder die Sonne durch die Wolken. Ich quere noch einmal für ein paar Bilder rüber nach Larvik und beobachte die Ankunft des heutigen Ausflugsbootes.

Leichter Abschied

Noch ist es schön, die See ist ruhig. Ich überlege, wie ich die Zeit noch am besten nutzen kann. Ich entscheide mich für den Leuchtturm. Doch nun fängt es tatsächlich wieder an zu regnen. Noch sind es ein paar Tropfen aber die Felsen werden bereits rutschig. Eilig laufe ich zum Lager und packe meine Sachen. Von hier ist es nicht weit zum Schiff und ich kann unter dem Dach den leichten Regen aussitzen. Bald bin ich dann auch wieder auf dem Ausflugsschiff. Bei diesem Wetter fällt mir der Abschied leichter. Heute dürfen wohl keine Besucher über Nacht bleiben. Ich habe mal wieder richtig Glück gehabt! Da stört es mich auch nicht, dass wir alle wegen den Corona Maßnahmen im Regen an Deck bleiben müssen und nach eineinviertel Stunden durchgefroren im Hafen einlaufen. Für mich war es eine tolle Tour in den wunderschönen Blå Jungfrun Nationalpark.

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