Reisejournalismus und die Bürokratie
Seit vielen Wochen sitze ich nun am Schreibtisch und mein erstes Buch über die schwedischen Nationalparks nimmt Gestalt an. Trotzdem wird die Zeit langsam knapp, wenn das Buch noch im Frühjahr auf den Markt kommen soll. Das liegt nicht zuletzt an einigen weiteren organisatorischen Fragen, um die ich mich nun dringend kümmern sollte. Was alles noch zu tun ist, wird mir schmerzlich bewusst, wenn ich meinen Businessplan für den Beruf Reisejournalist und Verleger zur Hand nehme. Eine gute Gelegenheit, darüber einen eigenen Beitrag zu schreiben.
Am Anfang steht der Businessplan
Braucht man als Freier Journalist einen Businessplan? Es kommt drauf an. Sollte man einen haben? Auf jeden Fall! Auch wenn ich nicht vorhatte, mit Banken über Kredite zu reden. Ich plante, mit einem Existenzgründerzuschuss, Erspartem und einem bescheidenen Erbe über die Runden zu kommen. Mir wurde jedoch schnell klar, dass ich in jedem Fall einen Businessplan brauchte. Schon alleine für die Agentur für Arbeit, von der ich hoffte, einen Existenzgründerzuschuss zu bekommen. Aber auch in anderen Fragen sollte sich später herausstellen, dass so ein Businessplan von erheblichem Vorteil ist.
Businessplan – für wen?
Den größten Nutzen sehe ich aber mittlerweile für mich selber, auch wenn am Ende doch alles anders kommt, als zunächst gedacht und auf geduldigem Papier geschrieben. Mein großer Vorteil war, dass ich noch immer in der Transfergesellschaft war und mir diese die Unternehmensberatung zur Seite stellte, mit der ich den Businessplan ausformulierte. Nicht, dass diese viel Ahnung von dem Metier gehabt hätte, in dem ich arbeiten wollte. Oder dass sie wesentlich zu der Klärung von spezifischen Detailfragen beitragen hätte können, die mir zu schaffen machten. Aber sie stellte wichtige Fragen und brachte die Antworten darauf in eine übersichtliche Form. Und natürlich erfuhr ich von ihnen viel über grundsätzliche Dinge, die mir am Anfang nicht klar waren.
Eine Idee – Zwei Unternehmen
Zum Beispiel wurde in den ersten Gesprächen schnell deutlich, dass ich als Freier Journalist als Freiberufler tätig bin aber der Verkauf der Bücher im Selbstverlag nur über ein Gewerbe stattfinden könnte. Während ich mir zutraute, zum Beispiel die Steuererklärung für den Freiberufler selbst zu machen, stand außer Zweifel, dass ich ein Konstrukt aus zwei Unternehmungen nicht mehr selbst würde stemmen können. Plötzlich fließen da viele Überlegungen mit ein. Was für ein Form sollte das Gewerbe erhalten? Wie ist der Freiberufler versichert? Was darf ich aus dem Gewerbe verdienen, damit wichtige Grenzen für die KSK (Künstlersozialkasse) nicht überschritten werden? Welche Tätigkeiten lassen sich freiberuflich abbilden und wann trete ich als Gewerbetreibender auf? Wie grenze ich die Unternehmen auch öffentlich zum Beispiel auf der Homepage gegeneinander ab? Fragen, die im Umbruch der gesamten Branche mit Book on Demand, Zuschussverlagen, Internet, Sozial Media und Internetshops bei näherer Betrachtung doch recht komplex werden. Zumal sich die Dinge in einem ständigen, immer schneller werdenden Wandel befinden.
Businessplan – was steht drin?
Natürlich fand diese Aufspaltung in die unterschiedlichen Unternehmungen Eingang in den Businessplan. Zunächst standen aber andere Fragen im Vordergrund: Schnell hatte ich die Geschäftsidee beschrieben und die persönlichen Voraussetzungen aufgezählt. Meine Markteinschätzung hatte ich ja bereits vorher abgegeben und die Wettbewerbssituation beleuchtet. Auch war mir klar, dass eine Homepage und Instagram die ersten Marketinginstrumente sein sollten. Erst nach Drucklegung sollten weitere Elemente folgen. Die Standortfrage stellte sich für mich zum Glück gar nicht erst. Mehr Zeit nahm da schon in Anspruch, zu klären, wie sich die Krankenversicherung und Altersvorsorge gestalten sollte. Eigentlich wäre es das dann aber mit dem eigentlichen Businessplan gewesen, wäre da nicht die Unterfütterung mit Zahlen und Daten nötig. Die Anhänge „Unternehmerlohn“, „Rentabilitätsvorschau“, „Liquiditätsverlaufs-Planung“, sowie ein „Kalkulationsbeispiel“, das zur Ermittlung des Buchpreises nötig war, nahmen tatsächlich die meiste Zeit in Anspruch. Aber mit diesen Zahlen wuchs auch meine Sicherheit darüber, wie alles ablaufen sollte und was alles noch nötig war, damit das Unternehmen langfristig erfolgreich sein könnte.
Schwedens Nationalparks und der Businessplan
Am liebsten hätte ich nach der Idee natürlich sofort losgelegt und wäre gerne in die Nationalparks gereist, hätte geschrieben… Der Businessplan war dennoch nötig! Zu aller erst für mich selbst. Dann aber für die Agentur für Arbeit, die mir letztlich nach zähem Ringen den Existenzgründerzuschuss gewährte. Ohne Businessplan hätte sie das nicht getan! Und auch die zusätzliche Stellungnahme durch die IHK, die die Agentur verlangte, wäre ohne Businessplan nicht erfolgt. Zur Zeit liegt der Businessplan mit einer Reihe anderer Unterlagen bei der Künstlersozialkasse zur Prüfung meiner Aufnahme. Das dauert nun auch schon über drei Monate. Vermutlich werde ich den Plan noch ein paar weitere Male zu Hilfe nehmen müssen. Gut wenn er fertig in der Schublade liegt, denn es bleibt schließlich so viel mehr zu tun, und sei es nur den neuesten Blogbeitrag zu schreiben…