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Endlich liegt das Buch fertig gebunden vor mir. Noch immer kann ich es kaum fassen, nach all den Hindernissen, unvorhergesehenen Komplikationen und den ganzen eigenen Zweifeln, ja geradezu der eigenen Verzweiflung, die mich vor allem die letzten 2 Jahre begleitet hat. Eigentlich wollte ich doch nur einen Reiseführer schreiben…

Wie soll man 3 Jahre greifbar machen?

Lange habe ich darüber gerätselt, wie ich diese Zeit in einen oder mehrere Blogbeiträge packen soll, eine Antwort habe ich darauf noch immer nicht. Stattdessen möchte ich all denen, die immer wieder nachgefragt haben, die mich ermuntert und unterstützt haben, die sich vielleicht einfach nur gefragt haben, wo das Buch bleibt, hier einen kleinen Abriss dessen geben, was sich in dieser Zeit zugetragen hat, aber auch, was sehr gut funktioniert hat, und wo die größten Schwierigkeiten lagen.

Reisejournalist werden ist kinderleicht – nicht!

Von der Idee bis zum Businessplan war es schon ein wenig Aufwand, aber die eigentlichen Probleme begannen danach. Weder meine Recherchen, noch viel weniger der Unternehmensberater, hatten mir eine vage Vorstellung davon gegeben, was auf mich wartete.

Zunächst wollte die Agentur für Arbeit nicht mitspielen. Nach dem Insolvenzverfahren meines Arbeitgebers war ich in einer Transfergesellschaft. Ich rechnete mir keine allzu große Chancen auf dem Arbeitsmarkt aus und hatte mich schnell auf die Selbständigkeit konzentriert um den Reiseführer über Schwedens Nationalparks herauszubringen.

Deutschland und die liebe Bürokratie

Nicht damit gerechnet hatte ich, dass die Agentur für Arbeit dieses Unternehmen nach dem Ende der Transfergesellschaft nicht unterstützen wollte. Sie wollte mich lieber wieder in einen Job in meiner alten Branche bringen. Ohne Zustimmung konnte ich aber nicht reisen und musste Zeit für Bewerbungen investieren, die mich nicht weiterbrachten. Mein Businessplan schien plötzlich nichts mehr Wert. Erst eine Eskalation meinerseits verhalf mir nach etlichen Monaten endlich zu einem persönlichen Termin (Corona war in vollem Gange) bei höherer Stelle. Hier hatte ich dann wirklich Glück, dass ich die betreffende Person im direkten Gespräch überzeugen konnte und sie sich sehr engagiert für mich einsetzte und meinen Antrag innerhalb kürzester Zeit durchbrachte. Dafür bin ich heute noch dankbar.

Auch die Aufnahme in die Künstlersozialkasse erwies sich als schwerer Brocken. Einerseits muss man sich dort Pflichtversichern, andererseits streiten diese erst einmal ab, dass man die Tätigkeit ernsthaft ausführen will. Emotional schlimmer noch, sprechen sie einem jegliche Qualifikation dafür ab. Gemessen an der Arbeit, die sie selbst abliefern, ist das auch mit nun einigem zeitlichen Abstand ein Frechheit. Es kostete mich einige Tage, um den Einspruch zu formulieren, in dem ich auch nicht damit sparte, sie auf ihre eigenen Unzulänglichkeiten bis hin zu Datenschutzverstößen hinzuweisen. Der Einspruch saß, der Antrag ging nun kommentarlos durch.

Natur-Reiseführer schreiben ganz einfach – nicht!

Nachdem ich all diese formalen Klippen genommen hatte, ging es endlich auf Reisen. Auf die werde ich in diesem Beitrag nicht näher eingehen, denn darüber habe ich ausführlich in meinem Blog berichtet. Das soll auch weiterhin der Schwerpunkt meiner Berichte bleiben, schließlich sind wohl die meisten auf meiner Seite gelandet, weil sie sich für die Nationalparks in den nordischen Ländern interessieren.

Und dennoch lassen sich meine Reiseberichte zum Teil auch nur mit diesem Hintergrundwissen wirklich nachvollziehen. Hauptproblem war schlicht und ergreifend der ungeheure Zeitdruck, unter dem die Recherchen durchgeführt werden mussten.

Während ich noch mit den bürokratischen Hürden kämpfte, arbeitete ich hauptsächlich an anderen, eigentlich viel wichtigeren Dingen. Mein Konzept für das Buch war über Monate entstanden. Es hatte lange gedauert, bis alles für mich schlüssig zusammen passte. Damit waren nun die Aufgaben klar und mir war bewusst, dass ich auf externe Hilfe angewiesen wäre. Zum Glück fand ich im Bekanntenkreis Aline, die am Ende ihres Studiums des Kommunikationsdesigns stand und in der Lage war mir auf Rechnung günstig bei der Layoutgestaltung zu helfen.

Ich lernte viel in dieser Zeit. Auf die meisten Dinge wäre ich im Leben nicht gekommen und erst in der Umsetzung nimmt man wahr, welchen Einfluss diese „Kleinigkeiten“ auf die Erscheinung haben. Die meisten werden all das gar nicht bewusst wahrnehmen und dennoch erzielt es seine Wirkung.

Natürlich braucht man eine Serifen-Schrift und eine serifenlose Schrift. Aber nach welchen Regeln wählt man die zueinander passenden aus? Wie definiert man alleine die unzähligen Parameter, mit denen man den Blocksatz einstellen kann oder die Unterschneidung der Glyphen. Wie nutzt man wirkungsvoll den Weißraum auf einer Seite und wie ist das überhaupt mit den Rechten an Schriften und Fonts?

Hilfe wo nötig – so wichtig!

Schnell wurde mir auch klar, dass ich die Piktogramme, die ich brauchte, nicht in einem durchgängigen Erscheinungsbild würde kaufen können. Ich musste diese alle selbst als Vektordateien erstellen. Mein Freund Steffen half mir beim Einstieg in die Software.

Buchseiten aus dem Reiseführer Nationalparks Schweden
Die Arbeit liegt im Detail

Das Buch habe ich natürlich selbst geschrieben. Von Anfang an plante ich jedoch ein Lektorat mit ein. Mein Bruder hatte für ein wissenschaftliches Buch, das er über einen Verlag veröffentlicht hatte, zusätzlich zum Lektorat des Verlags, eine Lektorin engagiert. Ich konnte beides bei ihm vergleichen und war erstaunt, wie sehr sich die Qualität voneinander unterschied. So war ich sehr glücklich, als Frau Herrlinger vom Lektorat Herrlinger mir zusagte.

Alle Bilder habe ich auf meinen Reisen (inklusive ein paar älteren Urlaubsreisen) selbst gemacht. Fotografie, Bildbearbeitung und Repro haben mich schon immer interessiert. Diese Aufgabe fiel mir von allen am einfachsten. Die Bilder für den Offset-Druck aufzubereiten und in den entsprechenden Farbraum zu konvertieren hat richtig Spaß gemacht.

Karten erstellen kein Problem – nicht!

Jedem Nationalpark wollte ich eine eigene Karte widmen. Hier wartete das bislang größte Teilprojekt meines Buches. Ich denke, dies ist irgendwann einen eigenen Blogbeitrag wert. Es kostete mich sage und schreibe anderthalb Jahre und die fachliche Expertise von Iris und die unermüdliche Hilfe meines Freundes Christian!

Und dann ging es endlich, nach vielen weiteren unerwähnten größeren und kleineren Problemen in den Druck. Donnerstags wurde gedruckt, die Bögen am Freitag zur Buchbinderei geschickt und die Druckerei meldete am Montag Insolvenz an! Ich wusste, was das bedeuten könnte und wieder sah ich mein Projekt auf der Kippe. Auf den letzten Metern des zweiten großen Abschnitts…

Ich will es kurz machen. Die Spannung löste sich auf, als die Bücher nach bangen Wochen dann endlich auf meinem Tisch lagen.

Während ich das schreibe, ist klar, dass es für die Druckerei nicht mehr weitergehen wird. Der Wettbewerb ist hart und gegen die osteuropäische Konkurrenz oder gar die Preise aus Asien ist es unheimlich schwer, sich zu behaupten. Mit der Leistung der Druckerei war ich top zufrieden und habe es nicht bereut, nicht in Osteuropa oder Asien gedruckt zu haben. Daher hoffe ich, dass sich auch eine Neuauflage oder ein weiterer Band in der Region umsetzen lassen.

Der Vertrieb läuft an

Das dritte große Thema in meinem „Triathlon“ nach den Firmengründungen und den Reisen als erste, dem Schreiben des Reiseführers als zweite, steht nun die abschließende Disziplin an, Marketing und Vertrieb.

Zunächst hatte Amazon für mich oberste Priorität. Acht harte Wochen hat es gedauert, bis die Bücher dort endlich lieferbar waren, unendliche Supportanfragen beim durch KI übersetzten indischen Support. Unglaubliche fünf Wochen davon waren der Ausstellung meiner Firmenkreditkarte durch meine Bank geschuldet.

Wie froh war ich, dass mich in dieser Zeit mein Freund und Mannschaftskamerad Gerhard in die Nürtinger Zeitung brachte. Ich wurde zum Interview eingeladen und Redakteur Andreas Warausch hat einen wirklich tollen ganzseitigen Bericht über mich geschrieben, auf den ich bis heute immer wieder angesprochen werde (Bericht hinter Bezahlschranke). Zugleich hat mich die Nürtinger Zeitung auch in ihren Buch-Shop im Stadtbüro aufgenommen und war damit die erste offizielle Verkaufsstelle.

Einfach in den Buchhandel – nicht!

Am Anfang hatte ich keine Ahnung, wie ich am Besten in die Buchläden komme. Eigentlich weiß ich es immer noch nicht! Trotzdem kommen nun nach und nach einzelne Buchhändler hinzu. Als kleiner neuer Verlag hat man keine Chance, vom Buchgroßhandel aufgenommen zu werden. Damit schafft man es dann auch nicht in die Buchregale der großen Ketten wie Thalia, Osiander und auch nicht in den Globetrotter. Da kann auch die riesige Auswahl in diesen Ketten nicht darüber hinwegtäuschen, dass einem dort letztlich nur Massenware verkauft wird. Kleine Verlage und Self-Publisher wie mich sucht man dort vergeblich. Aber auch in kleine, unternehmergeführte Läden kommt man ohne Buchgroßhandel viel schwerer hinein. Am Ende läuft es fast immer nur über den direkten Kontakt.

Ausblick

Eigenlicht wollte ich längst wieder auf Reisen sein, um für mein nächstes Buch zu recherchieren. Aber im Augenblick hat der Vertrieb oberste Priorität. Um meiner Tätigkeit weiter nachkommen zu können, muss ich mehrere 1000 Bücher pro Jahr verkaufen. Davon bin ich noch meilenweit entfernt.

Dennoch gehen die Recherchen zumindest von Zuhause aus weiter. Im Augenblick tendiere ich dazu, Norwegen erst einmal nach hinten zu schieben und Finnland vorzuziehen. Das Nationalpark-Konzept in Finnland erscheint mir durchdachter und touristenfreundlicher, als in Norwegen. Andererseits reisen viel weniger deutschsprachige Touristen nach Finnland und entsprechend kleiner ist auch der Markt für meine Bücher. Es ist also noch nicht endgültig entschieden, über welche Nationalparks ich meinen nächsten Reiseführer schreibe.

In Schweden sind auch schon die nächsten Nationalparks angekündigt. Aber das wird frühestens 2026 zu einer Neuauflage führen.

Und dann fehlen da auch noch ein paar Reiseberichte in meinem Blog. Darf man in einem Blog noch über so lange zurückliegende Erlebnisse berichten? Ich denke schon, denn es lohnt sich und ich hoffe, dass ich nun bald auch mal dazu komme und die Berichte von meinen Schwedenreisen zum Abschluss bringen kann.

Reiseführer Nationalparks Schweden

Natürlich könnt Ihr mein Buch erwerben. Einen Blick ins Buch und Bezugsquellen findet Ihr unter folgendem Link

Buchseiten über den Sonfjället Nationalpark
Ein Kapitel für jeden Nationalpark