Das Sonfjället Bergmassiv gab dem Nationalpark Sonfjället seinen Namen. Seine Berghänge mit den dort in Massen wachsenden Schwarzbeeren ziehen im Herbst die Bären aus den umliegenden Wäldern hoch ins offene Fjäll. Im Sonfjället Nationalpark soll es die höchste Bärendichte in ganz Schweden haben und nirgendwo sonst stehen die Chancen höher als hier, diese auch zu Gesicht zu bekommen.

Die Bären des Sonfjället Nationalparks

Nachdem ich den Regentag irgendwo auf der Fahrt mit weiteren Planungen überbrückt habe, tut sich überraschend für den nächsten Tag ein Fenster mit besserem Wetter im Sonfjället Nationalpark auf. Vor ein paar Tagen war ich schon in der Nähe vorbei gefahren, weil die Prognosen im Hamra Nationalpark besser waren. Nun geht es zurück und als ich am Abend auf dem Parkplatz Nyvallen ankomme, blitzt kurz vor Sonnenuntergang die Sonne durch.

Weisser Peugeot Expert mit Kanu auf dem Dach vor dem Sonfjället Bergmassiv
Der Parkplatz Nyvallen

Ich freue mich auf einen schönen Tag morgen und natürlich schwingt auch die Hoffnung mit, meine ersten Bären in Europa zu sehen. Nirgendwo sonst stehen die Chancen besser, als im Herbst hier im Sonfjället Nationalpark. An den offenen Berghängen wachsen die Schwarzbeeren so zahlreich, dass die Bären sich im Herbst aus dem Dickicht der Niederungen herauswagen.

Frostige Temperaturen und tolles Licht

Am Morgen bin ich früh auf den Beinen. Es ist empfindlich kalt und dabei weht ein scharfer Wind. Schnell ziehen die Wolken dahin und ebenso schnell wechseln die Lichtstimmungen von trübe bis dramatisch surreal. Ich liebe dieses Wetter, aber ich weiß auch, dass der Tag deswegen anstrengend wird. Oft werde ich für meine Fotos auf besseres Licht warten, um dann mit der Fotoausrüstung und dem Tagesrucksack durch die Gegend zu rennen, um ja kein Motiv zu verpassen.

dramatische Lichtstimmung im lichten Birkenwald an den Hängen des Sonfjället Bergmassivs
ständig wechselnde Lichtstimmungen

Der Foto bleibt dabei immer in der Hand, um keine Zeit zu verlieren. Trotz dünner Handschuhe, mit denen ich die Kamera noch bedienen kann, muss ich die Hände beim Laufen abwechselnd immer wieder aufwärmen, weil sie schnell jegliches Gefühl verlieren. Es macht mir nichts aus, so sehr bin ich von der Landschaft gefesselt. Das ist der Herbst hier oben in den Bergen, wie ich ihn mir gewünscht habe.

Die Umrundung des Sonfjället Bergmassivs

Zunächst geht es durch lichten Birkenwald. Hier sind überall die Spuren und Hinterlassenschaften des Weideviehs zu sehen, die hier im vorderen Teil gehalten werden dürfen. Je lichter die Bäume stehen, umso mehr öffnet sich der Blick auf das Bergmassiv zu meiner Rechten. Heute will ich es umrunden und dabei einen wesentlichen Teil des Nationalparks sehen.

Gerne würde ich auch auf den höchsten der Gipfel steigen, aber ich ahne, dass mir heute die Zeit dafür fehlt. Die Wege erweisen sich zum Teil als durchaus anspruchsvoll. Das erste Etappenziel sind die kleinen Seen Stor-Ryvålen. Die Windschutzhütte ist eher nicht zum Übernachten geeignet. Der Boden fehlt und es zieht heftig. Ich bleibe lieber draußen, um einen halbe Stunde auf die Sonne zu warten. Dann geht es weiter.

Eine kleine Windschutzhütte auf der Hochfläche des Sonfjället Nationalparks
Den Windschutzhütten im Sonfjället fehlen feste Böden

Abwechslungsreicher Nationalpark Sonfjället

Der Weg zieht sich am Berghang entlang und steigt langsam in Richtung eines Sattels hinüber ins Sododalen. Hier kennzeichnen die sanften Hügel die baumlose Landschaft. An einem weiteren kleinen See steht wieder eine Windschutzhütte, ebenfalls ohne Boden. Der Wind bläst unerbittlich, während ich die Hänge Richtung dem Hauptgipfel Högfjället nach Bären absuche. Einige Schatten größerer Felsbrocken narren mich. Sie bewegen sich trotz längerer Beobachtung nicht. Dennoch beschließe ich ein Stück durchs Fjäll hinaufzusteigen, um vielleicht von Oben einen Bären zu entdecken. Erfolglos!

Während ich wieder Richtung des Weges durch das Sododalen einschwenke bewundere ich die Landschaft, die sich hier erneut ändert. Tiefe Furchen ziehen sich an den Hängen hinunter, die der Legende nach Bären mit ihren Klauen gezogen haben. Im unteren Teil werden sie breiter und mit urwüchsigen Birken bewachsen.

Eine flache breite Furche im Sonfjället Nationalpark wird zunehmend von Birkenwald erobert. Der Blick verliert sich in der Weite des herbstlichen Fjälls.
Die Furchen werden flacher und breiter

Eine Rasthütte

Im weiteren Verlauf kann ich schon die Rasthütte sehen. Im Gegensatz zu den offenen Windschutzhütten sind die Rasthütten nicht zum Übernachten gedacht, obwohl sie viel besser ausgestattet sind. Bald bin ich dort und unterhalte mich mit einem älteren Paar in dem gemütlichen Innenraum. Die beiden geben mir eine wichtige Information über den Zugang zum Töfsingdalen Nationalpark weiter, die sich auf meiner nächsten Tour als überaus nützlich erweisen sollte.

Ich raste nur kurz, um mich aufzuwärmen und etwas zu essen, denn draußen ist bestes Wetter. Was ich doch für ein Glück habe! Das Tal wird enger, während ich dem Bachlauf des Sodan folge. Doch bald weitet sich der Blick wieder und vor mir liegt der beschwerlichste Abschnitt der Tour: Ein schier endloses Geröllfeld aus scharfkantigen Granitbrocken.

Sonfjället – von der Eiszeit geprägt

Wie so oft auf meinen Touren durch die Nationalparks in Schweden sind auch hier die Spuren der Eiszeit nicht zu übersehen. Geröllfelder wie dieses oder die Furchen an den Berghängen sind Zeugen der ungeheuren Kräfte die hier durch das Eis gewirkt haben. Auf mich üben diese Zeichen eine große Faszination aus, aber zum Laufen sind sie wirklich beschwerlich! Dass die Geröllfelder auch nach tausenden von Jahren nicht immer stabil sind, wird mir klar, als ich vor einem Wegweiser stehe, dass der ursprüngliche Weg hinab nach Nyvallen gesperrt ist. Der Hang ist nicht mehr stabil. Es gibt eine Umleitung, die durch die frischen Farbmarkierungen auf den Steinen gut zu finden ist.

Über ein schier endloses Geröllfeld führen die Wegmarkierungen
Die Markierungen weisen den Weg

Unverhofft kommt oft

Ich bleibe noch ein bisschen hier oben. Die Sonne scheint und im Windschatten der Gipfel lässt es sich gut aushalten. Mit einem so tollen Tag hatte ich wirklich nicht gerechnet. Auch wenn mir die Begegnung mit Bären nicht vergönnt war, durchströmt mich ein Glücksgefühl, als ich etwas später durch das Nyvallens Naturreservat hinab zum Parkplatz am Gehöft Nyvallen steige. Einmal mehr bin ich dankbar, wie sich die Dinge unverhofft zum guten gewendet haben. Der Wetterbericht deutet auf einen weiteren guten Tag im Töfsingdalen Nationalpark hin und so verliere ich keine Zeit. Trotz meiner Müdigkeit und meinem Hunger mache ich mich sogleich auf den Weg zu meinem nächsten kleinen Abenteuer…

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