Dalby Söderskog – 37 ha groß, gut 50 Fußballfelder, der kleinste Nationalpark Schwedens… Die Gedanken gehen mir durch den Kopf, als ich mich mitten in der Nacht dem Park nähere. Am Morgen war ich noch in Süddeutschland. Ein langer Tag und eine anstrengende Fahrt… Lange hatte ich darüber nachgedacht, welchen Sinn ein solcher Park macht. Wie ist es dazu gekommen? Lohnt es überhaupt, dort hin zu fahren? Und irgendwann war mir klar geworden, dass ich diesen Park anders angehen sollte, nicht isoliert betrachten.
Angrenzendes Naherholungsgebiet und Naturreservate
Ein erster Hinweis bei der Recherche war, dass das Naturum (die Besucherzentren der Schwedischen Nationalparks) nicht im Park, sondern einige Kilometer außerhalb im Naherholungsgebiet Skrylle liegt. Dazwischen liegt noch das Naturreservat Dalby Norreskog. Würde die Geschichte die These nicht widerlegen, könnte man eine geschickte Strategie dahinter vermuten. Die Massen an Besuchern in der dicht besiedelten Region um Malmö und Lund strömt so in das Naherholungsgebiet, statt in den winzigen Nationalpark.
Aber die Geschichte war anders. Als Dalby Söderskog 1918 gegründet wurde, gab es eben noch keine Richtlinien und festgelegte Prozesse für die Ausweisung zum Nationalpark. Nur die Erkenntnis, dass hier ein Stück schützenswerte Natur lag. Und so machte man das, was heute nicht mehr möglich wäre, man wies einen der letzten in Südschweden übriggebliebenen, noch einigermaßen intakten Laubmischwälder als Nationalpark aus.
Inzwischen bin ich angekommen. Direkt am Parkeingang ein Parkplatz mit Schutzhütte und ein paar Picknickbänken. Eine Grillstelle ist auch dabei. Ich bin alleine und so kann ich den Rest der Nacht noch ein paar Stunden ruhig schlafen.
Was ich dann am frühen Morgen erlebe, übertrifft meine Erwartungen. Ich werde geweckt von einem Vogelgezwitscher, wie ich es selten erlebt habe. Ich gehe eine Runde durch den Park, mache auch einen Abstecher in das Naturreservat. So richtig komme ich nicht voran. Ständig halte ich an, mache Bilder, drehe Videos. Es ist wirklich schön hier! Uralte Bäume, Eichen vor allem und riesige tote Eschen, die das Eschensterben nicht verschont hat. Nur die Moskitos sind lästig. Ich habe noch kein Insektenschutzmittel. Das wollte ich mir erst hier kaufen, weil die hier doch besser sein sollen. Jetzt könnte ich es brauchen…
Aktivitäten im Naherholungsgebiet Skrylle
Erst gegen Mittag kommen ein paar weitere Besucher, obwohl Wochenende ist. Ich verlasse den Nationalpark Dalby Söderskog und fahre zum Naturum ins Naherholungsgebiet Skrylle. Welch Unterschied! Hier herrscht reger Betrieb. Auf dem riesigen Parkplatz stehen Ordner, um die Autos einzuweisen. Überall sind Grillplätze und Windschutzhütten zum Übernachten. Ein dichtes Netz an Wanderwegen und zwischendrin ein toller Kinderspielplatz. Gastronomie, ein Mountainbike-Trail und selbst ein Outdoor-Fitnessparcours mit einigen Geräten sind vorhanden. In Deutschland kenne ich so etwas nicht. Aber es ist toll, so die Menschen raus in die Natur zu bringen, auch wenn es mir hier am Wochenende eindeutig zu voll ist.
Im Naturum ist es ruhiger. Man merkt, dass die Meisten oft hier sind. Sie kennen sich aus. Das Naturum besuchen nur Newbies wie ich. Mir ist das recht! Die Mitarbeiterin hat Zeit für mich. Ich bin erstaunt, dass sie nicht vom Nationalpark angestellt ist, sondern von der Stadtverwaltung. Das passt ins Konzept. Von ihr erfahre ich, dass man sich für die Übernachtungsstellen hier anmelden muss und dass selbst die vielen Grillplätze nur für Stunden gebucht werden können. Nicht ganz meine Vorstellung von unbeschwerter Freizeitgestaltung aber hier wahrscheinlich nicht anders möglich.
Ich lasse mir zeigen, wie ich zum Trollskogen (Zauberwald) komme. Eigentlich heißt er Gryteskog aber Trollskogen trifft es einfach. Ich hatte Bilder davon gesehen, hatte im Internet aber nur spärliche Informationen zum genauen Ort gefunden. Ich will zum Abend hin, wenn ich hoffentlich alleine bin und das Licht besser ist.
Der Mountainbiketrail von Skrylle
Also nutze ich die Zeit, um den Mountainbike-Trail unsicher zu machen. Die anderen Wege im Naherholungsgebiet sind tabu für Radfahrer und im Nationalpark sowieso. Es ist gar nicht so einfach, den Traileinstieg zu finden. Er ist nur in eine Richtung ausgeschildert ich finde zunächst nur das Ende. Aber dann finde ich ihn doch. Man folgt unten am Parkplatz zunächst einem asphaltierten Radweg, bis nach einiger Zeit links ein unscheinbares Schild auf den Traileinstieg hinweist. Teils flowig, teils etwas verblockt windet sich der Trail durch abwechslungsreichen Wald. Die meiste Zeit S0 und S1 nach der Bewertung für Mountainbiketrails. Zweimal habe ich Schwierigkeiten den Weg zu finden. Zum Glück ist der Trail auf meiner Garminkarte erfasst. Nach eineinhalb Stunden spuckt mich der Trail wieder aus. Eine nette Abwechslung und ich war tatsächlich fast allein!
Trollskogen – der Zauberwald
Zeit für den Zauberwald! Strenggenommen liegt er auch schon wieder im nächsten, bzw. den nächsten anliegenden Naturreservaten Prästaskogen und Gryteskog. Am besten erreicht man ihn von Hällestad aus. Auf dem kleinen Sträßchen komme ich schon ins Zweifeln, ob ich hier richtig bin. Keine Wegweiser, Schweden hat einfach zu viel Natur, um auf alles hinzuweisen. Aber dann ein Parkplatz mitten im Wald und die ersten grotesken Buchen, die hier in einer Variation wachsen, wie es sie weltweit wohl nur an 3 Stellen gibt. Nun ärgere ich mich, dass ich nicht wenigstens ein Mittel von daheim gegen die Moskitos mitgenommen habe. Ich ziehe eine Regenjacke über das T-Shirt und eine Mütze auf, um etwas geschützt zu sein. Es ist warm und schwül. Eine Joggerin in kurz schaut mich in meiner Montur entgeistert an. Ich sie auch. Ein Moskitoschutzmittel wandert auf die oberste Position meiner Einkaufsliste. Nur eine dreiviertel Stunde halte ich es aus. Der Wald ist phantastisch! Und außer der Joggerin habe ich wieder niemanden gesehen.
Gern würde ich auf dem Parkplatz für die Nacht bleiben aber Kochen ist bei den Blutsaugern draußen nicht möglich. So beschließe ich weiter zum nächsten Park zu fahren, nicht ohne mir fest vorzunehmen, wieder zu kommen! Aber dann mit der richtigen Chemie auf der Haut…