Der Stenshuvud Nationalpark liegt direkt am Meer. Und in meiner Vorstellung sollte der Sonnenaufgang die perfekte Zeit im Park sein. Die Sonne, wie sie langsam aus dem Meer aufsteigt und den Strand und die Berge in ein warmes Licht taucht. Ich komme am frühen Abend an, nachdem ich im Dalby Söderskog Nationalpark kurzfristig beschlossen hatte, weiter zu fahren. Da ich weiß, dass man im Park nicht über Nacht mit dem Auto stehen darf, möchte ich mir nur kurz ein Bild machen und vielleicht schon „den“ Spot für den Sonnenaufgang suchen.
Ein wunderbarer Bach im Stenshuvud Nationalpark
Als ich den Parkplatz erreiche, bin ich doch etwas überrascht. Der Hang fällt hier nicht so steil nach Osten ab und die Abendsonne hüllt den Park noch in ein warmes, weiches Licht. Hektik kommt auf. Ich schnappe meine Fotoausrüstung und laufe einfach drauf los, in der Hoffnung die fantastische Stimmung irgendwie auf den Sensor zu bannen. Ein kleiner Bach plätschert nur wenige Meter neben dem Weg durch den Wald und die flach stehende Sonne bringt die Farne zum Leuchten. Ein paar Minuten, ein paar Bilder… Ich laufe weiter, möchte noch runter zum Strand. Als ich ihn erreiche, liegt er schon im Schatten. Zu spät für tolle Bilder aber genau richtig, um den Augenblick einfach zu genießen.
Strand, Wiesen, Wachholderheiden und Wald
All zu lange habe ich nicht Zeit. Meine Stirnlampe habe ich in der Hektik vergessen und ich will auf jeden Fall einen anderen Rückweg nehmen. Ich schlendere den Strand ein Stück Richtung Süden und suche mir einen schmalen Weg den Hang hoch. Wie vielfältig die Landschaft schon auf diesem kurzen Abschnitt ist! Es geht über Wiesen, auf denen die letzten Küchenschellen blühen. Sie werden abgelöst durch Wachholderheiden, die von alten Mauern eingefasst sind. Neben mir fließt wieder der Bach durch den Wald, auf den ich immer wieder wunderbare Blicke erhaschen kann. Als ich zurück am Auto bin, ist es schon spät. Ich suche mir ein Plätzchen für die Nacht. Zu müde um darüber nachzudenken, wann ich morgen denn eigentlich los muss, um den Sonnenaufgang zu genießen.
Kurze Nächte um Midsommar
Im Dämmerlicht wache ich das erste Mal auf. Vermutlich so gegen 4 Uhr. Das ist viel zu früh, denke ich, zumal man erst ab 6 Uhr das Auto im Park abstellen darf. Ich drehe mich wieder um. Um Viertel vor fünf schnelle ich hoch. Mir sind noch die Sonnenaufgangszeiten aus Süddeutschland im Kopf. Hier ist es aber schon taghell! Nicht mehr lange bis Midsommar, wie hier das Fest um die Sommersonnenwende heißt.
Um 5 bin ich im Park. Ohne Frühstück und noch im Halbschlaf laufe ich los. Ich versuche mich zu beeilen aber bis ich am Strand bin, steht die Sonne schon hoch über dem Horizont. Ich ärgere mich über mich selbst. Aber das warme Morgenlicht, das den Strand beleuchtet muntert mich wieder auf.
Jättens port – die Pforte des Riesen und ein Leuchtturm
Heute gehe ich Richtung Norden. Erst am Strand lang und dann immer auf dem Weg, der am nächsten zum Ufer liegt. Auf einem Pfad geht es wunderschön durch den Wald zum Jättens port, der Pforte des Riesen. Der Sage nach bilden die 2 riesigen aufrecht stehenden Felsblöcke den Eingang zum Garten des Riesen. Einige Mauerreste sind von einem historischen Gebäude zu sehen. Mich zieht es weiter und nach wenigen Minuten erreiche ich auch den Leuchtturm, der den Doppelgipfel des Stenshuvud als Landmarke für die Schifffahrt irgendwann abgelöst hat. Ich klettere über die Felsbrocken hinunter zum Meer. Auf dem Rückweg gerät ein mannsgroßer Stein unter mir in Bewegung. Nicht gefährlich aber ich verliere das Gleichgewicht. Die Kamera schlägt unsanft auf dem Fels auf. Der Schutzfilter ist komplett zertrümmert aber Kamera und Objektiv haben zum Glück keinen Schaden genommen.
Herrlicher Wald, ein Arboretum und wilde Orchideen
Inzwischen ist es fast Mittag. Nicht, dass der Weg so weit oder anstrengend wäre aber ich verliere einfach viel Zeit beim Fotografieren und Filmen. Anstatt den direkten Aufstieg zum Stenshuvud nehme ich den Umweg über den Nordeingang des Parks. Durch einen natürlichen Laubmischwald mit uralten Bäumen erreiche ich das Arboretum mit eher exotischen Baumarten. Für mich passt es nicht so wirklich in einen Nationalpark und ich freue mich, als ich wieder im „richtigen“ Wald bin. Einige Orchideen, die in voller Blüte sind, ziehen mich in ihren Bann und ich nehme mir erneut viel Zeit zum Fotografieren. Argwöhnisch werde ich von einem älteren Herrn beäugt. Ich suche das Gespräch und nach einigen Fachsimpeleien über die Orchideen, erzählt er mir, woher sein Argwohn stammt. Vor einigen Tagen wurden wohl sämtliche Orchideen an einem anderen Standort gepflückt. Wer macht so etwas?
Tolle Aussicht auf dem Gipfel des Stenshuvud
Inzwischen ist es schon viel zu spät für gute Bilder. Ich will nicht noch mehr Zeit verlieren und nehme deswegen den Gipfel des Stenshuvud ohne weitere Pause in Angriff. Eigentlich ist es ein Doppelgipfel. 97 Meter erhebt er sich über dem Meer. Kein großes Ding aber nun merke ich, dass ich heute noch nichts gegessen habe. Eine tolle Aussicht belohnt mich. Lange bleibe ich sitzen, schaue einigen Vögeln zu, die sich immer wieder nur wenige Meter entfernt Futter suchen, genieße das Summen der Hummeln. Ich habe keine Eile. Heute steht nur noch das Naturum auf dem Programm. Der Hunger und die leere Wasserflasche drängen mich schließlich doch, meinen Weg fortzusetzen. In gut 15 Minuten erreiche in den Parkplatz und das Naturum. Nach einem ausgiebigen Essen gönne ich mir einen kurzen Nachmittagsschlaf, bevor ich mir das Besucherzentrum „Naturum“ anschaue. Leider bleibt mir keine Zeit, den Abend am Strand oder einem der schönen Grillplätze ausklingen zu lassen. Wenn ich wieder komme, werde ich genau das nachholen! Aber heute ist es für mich Zeit, um schon in den nächsten Nationalpark aufzubrechen…