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Dem Tiveden Nationalpark galt mein erster Besuch in einem Nationalpark in Schweden. Und er hat mich so sehr begeistert, dass mein Interesse für das Nationalpark-System in Schweden geweckt war. Hier habe ich begriffen, dass sich dieses ganz wesentlich von den deutschen Nationalparks unterscheidet und viel mehr Erlebnis-Möglichkeiten bietet.

Mehr noch, dass diese 30 Nationalparks eigentlich der Schlüssel für jeden Naturliebhaber und Aktivreisenden sind, Schwedens schönste Landschaften und eine ursprüngliche Natur zu erkunden, wie sie außerhalb der Nationalparks auch in Schweden nur noch ganz selten zu finden ist.

Gut besuchter Tivedens Nationalpark

Diese Erinnerungen gehen mir durch den Kopf, als ich früh am Morgen am Haupteingang eintreffe. Der Park liegt noch ruhig und verlassen. Ein Auto steht da, vermutlich von Jemandem, der irgendwo im Park übernachtet. Eine junge Frau kommt mit ihrem uralten Kombi und scheint sich auch auf eine mehrtägige Tour aufzumachen. Oft habe ich hier junge Leute auf solchen Touren gesehen. Alleine, zu zweit und auffallend oft Frauen. Während ich frühstücke kommen nach und nach immer mehr Leute. 2 Autos aus Sachsen, eine Gruppe älterer Schweden, die ich heute noch öfter treffen sollte und die für jeden Spaß zu haben sind. Es ist auf jeden Fall mehr los, als in den anderen Nationalparks, die ich bisher besucht habe.

Wandern im Nationalpark Tiveden

Bei meinem letzten Besuch haben mich die Wanderungen schon begeistert und heute mache ich mich auf zur Trollkyrke Runde. Es ist heiß und schwül aber für 4,5 Kilometer sollte ein Liter Wasser reichen, denke ich mir. Wie man sich doch täuschen kann! Gleich der erste Anstieg bringt mich mächtig ins Schwitzen. Über steile Treppenstufen geht es die letzten Meter auf den Oxaberget.

Die letzten Meter auf den Oxaberget im Tiveden Nationalpark führt der Weg ausgesetzt über Granitfelsen.
Geradeaus über die Felsen geht es hoch!

Wie bei den meisten Aussichten hier, sollte man nicht zu viel erwarten. Mich begeistern vielmehr die einzigartigen Pfade, die immer wieder über Granitplatten führen. Diese wurden von der letzten Eiszeit geschliffen und dort, wo der Fels nicht blank liegt, wachsen Jahrhunderte alte Kiefern. Einzelne Felsbrocken, teilweise über 10 Meter hoch liegen im Wald verstreut. Am Boden wachsen üppige Blaubeersträucher. In den Senken haben sich Seen und Moore gebildet, in denen Sonnentau wächst und die Luft vom Brummen der Libellen erfüllt ist. Für mich stellt der Tiveden Nationalpark den Inbegriff schwedischer Natur dar – zumindest für das Inland in Südschweden.

Geschichte auf der Trollkyrke Runde

Wenige Nationalparks sind so vielseitig wie der Tiveden. Auf meiner Runde stoße ich immer wieder auf Kultur und Geschichte. Ein weiterer steiler Anstieg bringt mich auf den nächsten Aussichtspunkt, den Lilla Trollkyrkan. Möglicherweise ein alter heidnischen Opferplatz, vielleicht aber auch nur ein markanter Navigationspunkt der Seerfahrer. Die letzten sehr ausgesetzten Meter zum Gipfel kann man auslassen, wenn man sich unsicher ist. Auch der nächste Aussichtpunkt Stora Tollkyrkan verlangt Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Den schönsten Blick auf den See Trollkyrkesjön hat man eh vom Ufer aus. Wenig später erreiche ich die Friluftskyrkan. Hier trafen sich die Gläubigen heimlich im Wald, als Gottesdienste im ganzen Land verboten waren.

Metesjön See und Teertal

Durstig erreiche ich den nächsten See. Deswegen kann ich den tollen Anblick des Metesjön auch nicht mehr genießen. Gierig trinke ich die letzten Tropfen aus meiner Flasche und gehe lieber weiter. Die Tour und die Hitze habe ich wirklich unterschätzt. Darum verpasse ich vermutlich auch das Kulturdenkmal im Teertal. Dort wurde früher Holzteer hergestellt. Schließlich am Auto angekommen falle ich erschöpft in meinen Klappstuhl. Lange dauert es, bis ich den Flüssigkeitsmangel ausgeglichen habe und damit meine Lebensgeister wieder erwachen.

Ösjönas – Enklave im Tiveden Nationalpark

Über eine kleine Brücke gelangt man in die Enklave Ösjönas im Tiveden Nationalpark. Wald, Wolken und Brücke spiegeln sich im See
Brücke zur Enklave Ösjönas im Tiveden Nationalpark.

Mein nächster Abstecher führt zum Westeingang und der Enklave Ösjönas. Rundum vom Nationalpark Tiveden eingeschlossen liegt dieses private Anwesen, das Übernachtungsmöglichkeiten anbietet und Fahrräder, Kanus und sogar Pferde verleiht. Der Tiveden ist einer der wenigen Nationalparks, in denen Radfahren zumindest teilweise erlaubt und auch sinnvoll ist. Ich mache ein paar Bilder an den Stellen, die ich noch vom letzten Mal in Erinnerung habe und mache mich gleich wieder auf den Weg. Denn eines will ich diesmal auf keinen Fall auslassen: Ein Bad im Stora Trehörningen. Mit dem Kanu nur einen Katzensprung entfernt, brauche ich mit dem Auto auf der Schotterstraße doch 25 Minuten.

Baden am Strand Vitsand

Für mich ist dieser Strand einer der schönsten in ganz Schweden. Das Wasser ist glasklar und 100 Meter vom Ufer entfernt kann man immer noch stehen. Bänke und Tische am Strand laden zum Verweilen ein. Zwischen den Bäumen hat es mehrere Grillplätze. Die meisten Besucher haben den Park schon wieder verlassen, höchstens ein Dutzend Menschen ist noch hier. Lange genieße ich die Erfrischung im Wasser und lasse den Abend ruhig ausklingen. Es war nicht mein erster und bestimmt auch nicht mein letzter Besuch im Tiveden Nationalpark!

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